Beginn: 19.00 Uhr
Multimediale Lesung und Diskussion zum Thema Blackbox Abschiebung mit Miltiadis Oulios
In diesem Spätsommer brach das Schengen- und Dublin-System zusammen, weil es die Geflüchteten, die über die „Balkan-Route“ in die Mitte Europas kamen, überwunden, ja überrannt haben.
Veranstaltungstext:
Die Abschiebepolitik soll nun – wieder einmal – verschärft werden. Derweil ertrinken weiterhin Tausende Menschen auf ihrer Flucht und illegalisierter Migration im Mittelmeer. Ein Ergebnis der Politik, die sie vor der Einreise in die EU abhalten will. Diesen Toten stehen sehr viel mehr Illegalisierte gegenüber, die eben dies schaffen : trotz allem in Europa anzukommen. Abschiebung und Abschreckung können die Bewegung von Menschen nicht verhindern.
Dennoch wird an Abschiebungen festgehalten. In Deutschland sorgt die Zunahme von Geflüchteten aus Kriegsgebieten ebenso wie sogenannter „Armutszuwanderer“ aus Südosteuropa für Debatten und Abwehrreaktionen. Die Behörden der „Integrationsrepublik“ Deutschland schieben heutzutage Menschen in 130 Länder der Erde ab. Nach Afghanistan ebenso wie in den Kosovo. Und die Bundesregierung will mit dem neuen Aufenthaltsgesetz mehr Menschen abschieben und in Abschiebegefängnisse einsperren.
Eine absurd anmutende Situation. Denn wir leben heute in einer Welt der erwünschten Mobilität: indische Informatiker programmieren im Silicon Valley, Frauen aus Osteuropa arbeiten hierzulande im Pflegesektor, Studenten verbringen Auslandssemester in aller Welt. Gleichzeitig droht vielen Menschen, die in den reichen Staaten des Westens ihr Glück oder Schutz suchen, permanent die Abschiebung.
Miltiadis Oulios entwickelt in seinem Buch „Blackbox Abschiebung“ eine Theorie der Abschiebung. Er porträtiert Menschen, die gerne geblieben wären und dennoch abgeschoben wurden, er analysiert die Grenzen des Menschenrechtsbegriffs bei der Bekämpfung von Abschiebungen und stellt die Realisierbarkeit der Utopie eines Endes der Abschiebung zur kritischen Diskussion.
Miltiadis Oulios ist freier Journalist und Autor. Er ist tätig für den WDR, das Deutschlandradio, die taz und die Zeit, engagiert sich im Verein „Neue Deutsche Medienmacher“ und war Mitglied des antirassistischen Netzwerks „kanak attak“.